Try-Out
Als Try-Out, auch Tryout geschrieben, bezeichnet man eine Aufführung eines Theaterstücks oder Musicals in einer noch relativ frühen Produktionsphase. Tryouts werden vor allem für komplett neue Produktionen angesetzt. Mit einem Tryout möchten Regisseure und Produzenten herausfinden, wie das jeweilige Stück auf die Zuschauer wirkt – noch vor der eigentlichen Premiere. Einem ähnlichen Zweck dient die Preview.
Sinn und Zweck eines Try-Outs
Zur Premiere sollte eine Inszenierung bereits perfekt sein. Das bedeutet nicht nur, dass die Darsteller ihre Rollen beherrschen müssen; das Bühnenbild, das Arrangement, die Zusammenstellung und Reihenfolge der Songs, vor allem auch die Handlung und die Darstellungsweise, sollen der Mehrheit des Publikums und den Kritikern gefallen. Eine negative Berichterstattung nach der Premiere können sich die teuer produzierten Shows nicht leisten. Um zu prüfen, wie die Show überhaupt bei den Zuschauern auf positive Resonanz stößt, werden Try-Outs angesetzt – oft in einer anderen Stadt oder in einem anderen Theater als dort, wo das Stück schließlich laufen wird. Dinge, die dem Publikum nicht gefallen, können anschließend bis zur Premiere geändert werden.
Try-Outs sollen also das finanzielle Risiko einer Show für Produzenten und Investoren verringern. Vor allem bei Broadway-Musicals sind sie üblich. Vor der Premiere in New York gibt es neue Stücke einige Wochen lang in anderen Städten, etwa in Boston oder San Francisco, zu sehen. Zu den beliebten Tryout-Locations in den USA gehören außerdem New Haven in Connecticut, Philadelphia, Detroit und Seattle. Nach dem Tryout zieht das Ensemble ans eigentliche Theater um und kann sich dort mit einer Reihe von Previews an die neue Bühne gewöhnen. Bleibt der Erfolg aus, werden einige Produktionen bereits während der Tryout-Phase aufgegeben.
Voraufführungen an anderen Spielorten
Als einer der ersten setzte Regisseur George Cukor das Tryout-Verfahren in den USA ein. Voraufführungen an anderen Orten als dem eigentlich vorgesehenem Theater waren aber auch schon im Europa des 19. Jahrhunderts üblich. Für Operetten-Aufführungen gab es etwa einen Austausch unter den Spielstätten in Berlin, Wien und Prag.
Try-Outs haben aber nicht nur Vorteile für Produzenten und Investoren: Darsteller/innen und Orchester können sich während der Try-Outs unter realen Aufführungsbedingungen an ihre Rollen gewöhnen. Zudem bekommt das Publikum an weniger prestigeträchtigen Spielorten die Chance, neue Produktionen zu genießen.
In ihrer Zielsetzung sind Try-Outs den vor allem im englischsprachigen Raum verbreiteten, zuvor stattfindenden Workshop-Produktionen sehr ähnlich. Beide dienen dazu, Fehler in der Inszenierung zu entdecken und auszubügeln. Im Gegensatz zum Workshop ist die Aufführung fürs Try-Out jedoch bereits wesentlich weiter entwickelt und näher an der finalen Show.