Wie läuft eine Musical-Aufnahmeprüfung ab?

Als Musicaldarsteller in einem Musical spielen, schöne und prachtvolle Kostüme tragen - vor einem Publikum spielen, davon träumen viele junge Menschen, die sich jährlich an Musicalschulen bewerben. Doch der Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten, ist lang und hart. Um eine fundierte Musicalausbildung an einer privaten oder staatlich anerkannten Musicalschule absolvieren zu können, ist die Aufnahmeprüfung der erste Schritt dorthin. In unserem Musical1 Ratgeber - mit Unterstützung von Musicaldarsteller Richard-Salvador Wolff - erfahren Sie, wie eine Musical Aufnahmeprüfung abläuft.

Musical Aufnahmeprüfung Stage school
Audition Stage School © Stage School / Dennis Mundkowski

Die Aufnahmekriterien

Die Aufnahmekriterien sind von Schule zu Schule verschieden. Ebenfalls können die Prüfungsinhalte an den Schulen variieren. Eine Aufnahmeprüfung an einer privaten Musicalschule findet in der Regel einmal im Jahr statt. An einer staatlichen Schule hat man insgesamt zwei Chancen eine Prüfung zu machen.

Sinnvoll ist es immer, wenn man sich über die jeweilige Schule an der man eine Musicalausbildung anstrebt, informiert. Im Internet findet man reichlich Informationen über Musicalschulen. Für die Zulassung zur Musicalausbildung sollte man ausreichend künstlerische Begabung sowie eine tänzerische Bewegungsqualität mitbringen. Gute Vorbereitung ist genauso wichtig wie die eigentliche Präsentation.

Des Weiteren sollten Persönlichkeit, Musikalität, Rhythmusgefühl, Disziplin, Durchhaltevermögen sowie koordinative Fähigkeiten vorliegen. Aber auch die Fähigkeit zur Improvisation sollte kein Problem sein.

Für die Dozenten muss “Der Wille, es unbedingt zu wollen” erkennbar sein. Sind die Kriterien vorhanden, kann man durchaus bei der Jury punkten und einen Studienplatz ergattern.

Kleiderordnung – Was ziehe ich an?

Um bei der Aufnahmeprüfung an einer Musicalschule einen guten Eindruck zu hinterlassen, sollte man auf die Auswahl der richtigen Kleidung achten. Denn auch bei jedem Bewerbungsgespräch ist der erste Eindruck entscheidend. Am besten wählt man eine Kleidung, in der man sich wohlfühlt und die gleichzeitig noch genügend Bewegungsfreiheit bietet. Im Schlabberlook sollte man daher nicht erscheinen. Mit einem gepflegten Äußeren und einem optisch vorteilhaften Outfit kann man in Sachen “Kleiderauswahl” kaum etwas falsch machen.

Weniger gut: Körperschmuck. Vor allem Lippen- und Zungenpiercings werden nicht gerne gesehen. Daher empfiehlt es sich, vor der Aufnahmeprüfung den Körperschmuck abzulegen.

Für die Tanzprüfung sollte die Kleidung bequem, aber nicht zu weit sein, damit Körperkonturen und Bewegungsabläufe gut erkennbar sind. Auch bei der Auswahl der Schuhe sind feste und vor allem bequeme mit dünner Sohle vom Vorteil.

Eine gute Vorbereitung ist der erste Schritt

Die lang ersehnte Einladung zur Aufnahmeprüfung ist nun endlich da. Jetzt heißt es, sich gut vorzubereiten, damit die Bewerbung um einen Studienplatz nicht zum Desaster wird. Bei einer weiten Anreise ist es sinnvoll, sich rechtzeitig auf den Weg zu machen oder noch besser, bereits einen Tag vorher anzureisen, damit die Anreise nicht unnötig Stress verursacht.

Um bei der Aufnahmeprüfung möglichst Topleistungen abliefern zu können, sollte der Bewerber absolut fit sein. Verzichten sollte man hingegen auf das Rauchen und Alkohol. Hilfreich gegen Nervosität ist eine gute Vorbereitung. Schon das Proben einer Prüfungssituation vor einem Publikum (bspw. vor der eigenen Familie) hilft, um sicherer zu werden. Dazu Audition-Songs oder Monologe wählen, die einem bereits vertraut sind. Atemübungen, sowie das Ein- und Ausatmen können zur Beruhigung beitragen. Auch bei der eigentlichen Prüfungssituation ist es wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Hierbei sollten die Persönlichkeit und die Stärken im Fokus stehen. Dies sagt auch Musicaldarsteller Richard-Salvador Wolff, (ehem. Absolvent der Folkwang Universität der Künste in Essen) und gibt noch weitere nützliche Tipps:

Richard Salvador Wolff

© NICO STANK photography

“Was ich persönlich sagen kann: Was mir half, war mein eigener Atem. Lass dich nicht “kirre” von der Situation oder deiner Nervosität machen, versuche bewusst, ruhig und langsam ein- und auszuatmen. Setze deinen Fokus ins Hier und Jetzt und nicht in: “Oh mein Gott, was ist, wenn ich den Ton nicht bekomme? Was ist, wenn ich nicht aufgenommen werde,…” Denn somit konzentrierst du dich nur auf den Moment. Auch eine Aufnahmeprüfung kann eine unglaubliche Erfahrung sein, aus der man viel lernen kann, unabhängig davon, ob man genommen wird oder nicht.”

Im Gesangsbereich ist eine bunte Auswahl an Songs eine gute Voraussetzung, um eventuell bei den Dozenten zu punkten. Songs, abseits des Musicals, sind auch für die Jury eine willkommene Abwechslung. Von schwierigen Songs, bspw. Belt-Songs, ist abzuraten. In der Kürze liegt die Würze! Dies gilt auch beim Vortragen eines Songs. Dieser sollte nicht zu lang sein, denn ein zu langer Song macht auch die Dozenten müde.

Auf zur Musical-Aufnahmeprüfung

Der Tag der Prüfung ist gekommen. Jetzt heißt es, möglichst Pluspunkte zu sammeln. Eine freundliche Begrüßung für Dozenten und Pianisten macht schon einen positiven Eindruck. Gut gewählte Songs und vernünftiges Notenmaterial, welches sauber kopiert und gut lesbar ist, bringen weitere Pluspunkte. Pünktliches Erscheinen und in guter gesundheitlicher Verfassung zu sein, sind ebenfalls zusätzliche Pluspunkte.

Bewerber, die krank oder nicht voll einsatzfähig sind, sollten nicht zur Aufnahmeprüfung erscheinen. Hier empfiehlt es sich, die Teilnahme dann besser abzusagen und sich um einen Ausweichtermin zu kümmern.

Im Fokus sollten die Stärken und die eigene künstlerische Persönlichkeit stehen. Sei du selbst! Das ist das Beste, was du machen kannst”, meint Richard-Salvador Wolff, der nach seiner Zeit bei dem Disney-Musical ALADDIN, nun als Dozent an der Hamburger Stage School tätig ist.

“Nimm Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht. Bereite dich gut vor. Je besser du vorbereitet bist, desto sicherer kannst du dich präsentieren. Es ist wichtig, dass du dich in allen drei Fächern vorbereitest. Du kannst dich nicht nur auf deine Stimme verlassen oder nur auf dein Schauspiel oder den Tanz. Das bedeutet nicht, dass du in allen drei Gebieten super gut sein musst. Aber du musst wissen, was auf dich zukommen wird”, so der ehemalige Aladdin-Darsteller.

Zum Abschluss hat Richard-Salvador Wolff noch einen Tipp für alle, die von einem Leben als Musicaldarsteller träumen.“Gib nicht auf! Steh wieder auf! Bereite dich vor! Und versuche es nochmal, wenn du es wirklich willst!”

Autor: N. Hofmann