Wann ist eigentlich das Musical entstanden?

Sie sind Publikumsmagneten und füllen die Theater am Broadway, in London und in Deutschland: Das moderne Musical-Theater ist ein Garant für volle Häuser. Klassiker und neue Shows stellen dabei immer wieder die Bandbreite der Gattung unter Beweis, von der Komödie bis zum ernsthaften und zeitkritischen Stück. Doch wie ist das Musical überhaupt entstanden? Wir werfen einen Blick zurück auf die Anfänge.

Broadway
Broadway © UpstatNYer - wikipedia.de

Die Geschichte des Musicals

Die Verbindung zwischen Schauspiel und Gesang hat eine lange Tradition am Theater. Oper, Singspiele und Operetten zeugen davon. Als sich das Theater im 19. Jahrhundert in den USA etablierte, dominierte die Form der sogenannten Balladenoper. Das Musical ist jedoch keine Fortführung dieser klassischen Formen des Musiktheaters, sondern ein eigenständiger Nebenzweig. Sein Geburtsort ist das New York des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Das Musical sollte neue Publikumsschichten erschließen und reagierte auch auf neue Entwicklungen in der Musik. Als einer der wichtigsten Einflüsse auf das Musical gilt die Minstrel Show, in der weiße stereotype Darstellung von Schwarzen boten. Wie die Minstrel Show sollte auch das Musical dem Publikum in erster Linie Unterhaltung bieten. Diese Entwicklung ging mit der zunehmenden Kommerzialisierung der Theater einher: Die Spielstätten wurden nicht mehr von einer adeligen Schicht finanziert, sondern mussten sich durch Ticketverkäufe über Wasser halten.

Der Broadway: Wiege des modernen Musicals

Wiege des modernen Musicals ist der Broadway. Als klassischer Schmelztiegel der Kulturen bot New York einen idealen Nährboden für neue kulturelle und musikalische Einflüsse. Swing und Jazz, Revuen der englischen Einwanderer, Pariser und Wiener Operetten, das Vaudeville-Theater und Burlesk-Shows sowie Wild-West-Shows fanden gleichermaßen Eingang in die Musical-Shows. Um möglichst viele Zuschauer anzuziehen, wurden die Shows aufwendig produziert, neue Bühneneffekte hielten Einzug, die Bühnentechnik entwickelte sich weiter, Kostüme und Bühnenbilder gewannen an Bedeutung. Außerdem entwickelten sich neue Gesangstechniken wie das Belting, mit dem ein schmetternder und durchdringender Klang erreicht werden soll.

Als erstes Musical gilt die Show THE BLACK CROOK von 1866. Zunächst als Melodram ohne Musik aufgeführt, wollten die Produzenten ein französisches Ballett in die Handlung integriert haben – eine Forderung, der Autor Charles Barras schließlich nachgab. Die erste Zeit dominierten Revueshows wie die ZIEGFELD FOLLIES das Musical-Theater. Erst in den 1920er Jahren entwickelte sich das Musical-Play als eigenständige Gattung mit einer durchgehenden Handlung, Schauspieldialogen, Musik und Tanz. Zu den ersten Musical-Plays gehören LADY, BE GOOD (1924) von George Gershwin und SHOW BOAT (1927) von Jerome Kerns. SHOW BOAT gilt bis heute als Einfluss und Vorbild für zahlreiche moderne Musicals.

Autor: S. Gerdesmeier