Wie kann man die Gesangstimme trainieren und pflegen?

Wer als professioneller Sänger oder professionelle Sängerin auf der Bühne steht, kommt um ebenso professionellen Gesangsunterricht nicht herum. Auch Hobbysänger wenden sich häufig an Profis, um ihrer Stimme mehr Klang und Fülle zu verleihen. Doch auch zuhause lässt sich die Stimme weiter trainieren. Die richtige Pflege ist für eine volltönende Gesangsstimme ebenfalls wichtig. Unser Ratgeber gibt Tipps.

Mikrophon
Mikrophon © Victorgrigas – wikimedia.commons.org

Training für die Stimme

Ausgangspunkt für das Training ist die richtige Körperhaltung: Die Haltung beeinflusst wesentlich, wie gut und voll die Stimme klingt. Idealerweise singt man im Stehen. Der Oberkörper ist dabei gerade, der Kopf ist aufrecht und ausbalanciert. Zum Test kann man sich das sprichwörtliche Buch auf den Kopf legen. Bleibt es liegen, ist die Körperhaltung optimal. Die Schultern sind entspannt, die Knie locker. Auch im Sitzen lässt es sich natürlich singen. Auch hier braucht es eine aufrechte Körperhaltung, damit Lunge und Zwerchfell optimal arbeiten können.

Die Stimme aufwärmen

Vor dem Training genauso wie vor Auftritten ist das Aufwärmen wichtig. Genauso wie die Muskeln vor einem Sprint oder anderer körperlicher Anstrengung müssen auch die Stimmbänder gelockert werden. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Einsingübungen mit einfachen Tonfolgen. Eine der effektivsten Möglichkeiten zum Aufwärmen der Stimme besteht darin, Tonleitern hinauf und hinunter zu singen. Den richtigen Ton zu treffen, gelingt mit Klavierbegleitung am einfachsten. Anfänger arbeiten daher am besten mit Gesangslehrern oder anderen Profis zusammen.

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Zur wortwörtlichen Einstimmung wählt man anschließend ein Lied, mit dem man sich bereits sicher fühlt und das nicht allzu anspruchsvoll von der Tonfolge sein sollte.

Atemübungen

Wer mit lauter und voller Stimme singen möchte, muss in den seitlichen Flankenbereich atmen. Tiefes und gleichmäßiges Aus- und Einatmen gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen beim Singen. Um die richtige Atmung zu prüfen, steht man am besten locker wie oben beschrieben, und legt die Hand auf den Brustkorb, bis man dort den Atem spürt. Anschließend wandert die Hand bis zum Unterbauch, bis der Atem dort zu spüren ist.

Damit die richtige Atemtechnik gelingt, müssen Bauchmuskulatur und Zwerchfell trainiert sein. Atemübungen helfen dabei. Einfache Übungen, die jeder auch Zuhause machen kann: Die Lippen spitzen, als ob man eine Kerze ausbläst, und dreimal Luft ausstoßen. Das trainiert das Zwerchfell. Den Mund zum „ü“ formen, Luft einziehen, kurz anhalten und wieder ausstoßen trainiert die Bauchmuskulatur.

Ausdauertraining verbessert die Kondition und das Lungenvolumen. Regelmäßiger Ausdauersport ist für Sänger daher eine sinnvolle Ergänzung zum Stimmtraining.

Immer schön entspannt bleiben

Die Stimme klingt am besten, wenn der Körper entspannt ist. Für einen entspannten Körper braucht es zunächst einen entspannten Geist. Vor der Übungseinheit sollte man daher den Alltagsstress so weit wie möglich hinter sich lassen. Das klingt nun viel einfacher, als es meist ist. Autogenes Training und progressive Muskelentspannung können dabei helfen, mehr körperliche und seelische Entspannung in den Alltag zu bringen, die sich auch positiv auf die Stimme auswirkt. Auch spezielle Entspannungsübungen oder Yoga können hilfreich sein. Welche Wege zur Entspannung führen, ist letztlich individuell. Wichtig ist es, dass der Körper während des Singens nicht verkrampft. Gesichtsmuskeln und Mund können vor dem Gesangstraining mit Grimassen und schnelle Kieferbewegungen gelockert werden.Die Arme und Schultern kreisen zu lassen, lockert den Oberkörper. Das sieht komisch aus, ist aber effektiv.

Die Stimme richtig pflegen

Wird die Stimme stark beansprucht, braucht sie natürlich Pflege. Viel Flüssigkeit ist für Sänger wichtig. Stilles Wasser und Tee, am besten in Zimmertemperatur getrunken, „ölen“ die Stimme. Kalte Getränke sind dagegen nicht zu empfehlen. Direkt vor dem Gesangstraining oder dem Auftritt sollte man auf Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke, Milch und zuckerhaltige Getränke verzichten.

Räuspern beansprucht die Stimmbänder und schadet der Stimme. Es ist kein Geheimnis, dass Rauchen ebenfalls nicht gut für eine klare, volltönende Stimme ist. Lautes Sprechen und Schreien beanspruchen die Stimme ebenfalls. Um die Stimmlage zu schonen, ist es daher ratsam, im Alltag eher leise, mit normaler Stimmlage zu sprechen.

Wenn es doch mal im Hals kratzt oder eine Erkältung die Stimme lahmlegt, sollte eine Singpause eingelegt werden. Salbeitee – zum Trinken und Gurgeln – und Salbeibonbons sowie Salzpastillen helfen dabei, die Stimme wieder auf Vordermann zu bringen, Dampfbäder mit Kamille und/oder Kräutern wie Salbei und Thymian oder Emser Salz tun ebenfalls gut. Wer bei Heiserkeit reden muss, sollte das in normaler Lautstärke tun; Flüstern strengt die Stimmbänder tatsächlich mehr an.

Stimmtraining sollte regelmäßig stattfinden. Am besten bleibt die Stimme in Übung, wenn man regelmäßig singt.

 

Autor: S. Gerdesmeier