MOZART!: Premiere in Duisburg
Bevor MOZART! im Dezember 2016 Premiere in Shanghai feiert, gastiert das Musical aus der Feder von Michael Kunze und Sylvester Levay im Theater am Marientor. Nur fünf Mal – in der Zeit vom 21. Oktober bis zum 23. Oktober – wird die Geschichte rund um das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart, in Duisburg zu sehen sein. Auch Musical1 hat die Chance genutzt und war auf der Deutschlandpremiere zu Gast.
Endlich wieder Musical in Duisburg
1995 wurde das Theater am Marientor (TaM) erbaut und diente ab Januar 1996 der Stella AG als Musicalspielstätte. Drei Jahre lang war hier LES MISERABLÈS zu sehen und seit dem, hat das Theater viel erlebt. Ob nun als Ausweichspielstätte für die Duisburger Philharmoniker oder auch als Ort für die ein oder andere TV-Produktion. Eigentlich schade, dass hier Musicals kein festes Zuhause mehr haben. Mit der Wiener Neufassung zieht nun – wenn auch nur für kurze Zeit – wieder eine große Produktion in das TaM ein.
Die Vereinigten Bühnen Wien nach Duisburg geholt
Am 24. September 2015- vor etwas mehr als einem Jahr – feierte die Neuinszenierung von MOZART! am Wiener Raimund Theater seine fulminante Premiere. MOZART! 2.0 so zusagen (wir berichteten). Daher waren die Kostüme von Yan Tax und auch das Bühnenbild von Hans Schavernoch nicht wirklich eine Überraschung. Schließlich war für Duisburg die neue Wiener Fassung angekündigt. Das Hintergrundbild wird auf die Bühne projiziert, sodass schnelle Szenenwechsel möglich sind. Wenige Bühnenelement werden gezielt eingesetzt – hier ist weniger mehr. Ein schöner Kontrast, zu dem Prunk und Protz, den man aus der Zeit des Rokokos eigentlich kennt. Auch die Kostüme entsprechen der Wiener Produktion und bestehen so aus einem Mix an historisch angelehnten Gewändern und zeitgemäßen, modernen Kleidungsstücken.
Weg von der Vergötterung
Wolfgang Amadeus Mozart – das Wunderkind. Komponist von Opern wie LE NOZZE DE FIGARO, COSI VAN TUTTE oder DER ZAUBERFLÖTE. Doch MOZART! erzählt nicht eine romantische Bilderbuch-Geschichte dieser historischen Figur, sondern löst sich von der verkitschten Darstellung. Mozart will endlich frei von den höfischen Zwängen leben und kämpft dabei auch gegen seinen Vater Leopold an. Begleitet wird er bei seinem Kampf immer von seinem Schatten: dem kleinen Jungen Amadé – dem Wunderkind.
Die Besetzung
Wie schon in Wien verkörpert Oedo Kuipers den Komponisten Mozart. War er in Wien noch eines der unbekannteren Gesichter, hat er sich inzwischen einen Namen gemacht. Zuletzt war der gebürtige Niederländer, als Graf Dürckheim und in der Rolle des König Ludwig dem II bei der Neuinszenierung von LUDWIG² in Füssen zu sehen. Komplett in weiß gekleidet, sticht er allein optisch schon heraus, aber auch schauspielerisch kann er überzeugen. Ob Verzweiflung, Schmerz, Bitterkeit oder auch den Mut sich gegen die gesellschaftlichen Zwänge durchzusetzen – Kuipers scheint in die Rolle einzutauchen. Auch gesanglich ist er stark und erntet besonders für Wie wird man seinen Schatten los und Ich bin Musik viel Applaus und Jubel. Sehr ausdrucksstark ist auch Was für ein grausames Leben zusammen mit seinem Schatten dem kleinen Amadé.
Während in Wien Franziska Schuster in die Rolle der Constanze Weber/Nissen schlüpfte, übernimmt in Duisburg und Shanghai Anna Hofbauer diesen Part. Zu Beginn, nur eine der vier Weber Schwestern, fällt sie im Ensemble nicht besonders auf. Erweckt doch Aloysia Weber gespielt von Evita Komp zuerst Mozarts Interesse und durch ihr Opernsolo auch das des Publikums. Doch spätestens im Duett Wir zwei zusammen mit Kuipers, kann Hofbauer zeigen was in ihr steckt. Ihre klare, saubere Stimme harmoniert sehr gut mit der ihres Bühnenpartners. Das Solo Irgendwo wird immer getanzt interpretiert sie sowohl gesanglich als auch schauspielerisch sehr stark.
Der böse Gegenspieler
Als Hieronymus Colloredo ist an diesem Abend Maximilian Mann zu sehen. Der einstige Kaiser Franz Josef aus ELISABETH, gibt als Fürsterzbischof den großen Gegenspieler von Mozart. Mann zeigt bereits im ersten Akt immer wieder, dass er eine gute Wahl für die Rolle ist. So freut man sich auch auf sein großes Solo im zweiten Akt. Zu recht! Wie kann es möglich sein fällt sehr stimmgewaltig aus und wird vom Publikum mit starkem Beifall bedacht. Auch schauspielerisch legt Maximilian Mann einiges in dieses Lied. Besonders den Blick, den der ehemalige UdK-Student beim Schlusston seines Solos ins Publikum wirft, geht wirklich in Mark und Bein.
Seine Fürsprecherin
Als Mozarts Fürsprecherin und treue Unterstützerin, Baronin von Waldstätten, steht Ann Christin Elverum auf der Bühne. Ihr fällt mit Gold von den Sternen wohl eines der bekanntesten Lieder aus diesem Musical zu. Ihr gelingt es neben dem stimmlichen Aspekt, dass ganze Lied wirklich wie eine Geschichte wirken zu lassen. Sie schafft es durch eine starke, wenn auch eher zarte Interpretation, die Kritik an Leopolds Erziehungsstil sehr subtil wirken zu lassen. Eben passend zu einer Baronin.
Familienbande
Amélie Dobler bekleidet die Rolle von Wolfgangs Schwester Nannerl. Sie hat eine unglaublich zarte und weiche Stimme, die perfekt zu Nannerl Mozart passt. Als Übervater Leopold ist – wie auch in Wien – Marc Clear zu sehen. Leopold erzieht seinen Sohn Mozart mit strenger Hand und Clear füllt die Rolle mit der nötigen Härte, um dies glaubhaft darzustellen. Nicht umsonst gibt Leopold seinem Sohn den Rat Schließ dein Herz in Eisen ein. Herrlich burschikos und derb, gibt Susanna Panzner Constantzes Mutter Cäcilia Weber. Besonders im Streit mit ihrer Tochter Du hast ihn an der Angel lässt sie endgültig das wahre Gesicht ihrer Rolle zum Vorschein kommen.
Ensemble und Orchester
Ob nun das Ensemble in seiner Gänze, oder auch Ensemblemitglieder mit Soloparts, wie z. B. Guido Gottenbos als Graf Arco oder auch Thomas Hohler als Emanuel Schikaneder mit dem passenden Wiener Schmäh; das Ensemble leistet ganze Arbeit. Ein voller, homogener Klang und punktgenaue Tanzszenen überzeugen. Einziges Manko, in manchen Gesangsparts leidet die Verständlichkeit der Texte. Dies liegt vor allem am satten Orchesterklang der 21 Musiker. Hinzu kam, dass die Mikros zwischenzeitlich doch leichte Schwierigkeiten hatten. Streckenweise wirkten die Stimmen sehr hallig. Dies störte aber nur minimal und wirkte in manchen Szenen sogar recht passen und verlieh dem Moment etwas Mystisches.
Fazit:
Die Premierengäste, in dem leider nicht voll besetzten Theater, feierten das Stück mit viel Applaus und Standing Ovations. Der verdiente Lohn für die erbrachte Leistung. MOZART! unter der Regie von Harry Kupfer ist auf jeden Fall sehenswert und ist eine gute Gelegenheit für alle, die diese Produktion nicht in Wien sehen konnten. Schade, dass das Stück nur dieses Wochenende in Duisburg zu sehen ist, bevor sich diese tolle Cast auf die Reise nach Shanghai macht.
Wer also noch keine Karte hat und diese Produktion gerne sehen möchte, sollte sich beeilen. Noch bis Sonntag, dem 23. Oktober läuft das Erfolgsmusical MOZART! im Theater am Marientor. Einige Restkarten für die verbleibenden vier Vorstellungen gibt es noch.
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