DER MEDICUS – Welturaufführung des Historien-Muscials in Fulda
Nach DIE PÄPSTIN und DIE SCHATZINSEL bringt Spotlight Musicals mit DER MEDICUS erneut eine weltberühmte Romanvorlage auf die Bühne. Am 17. Juni 2016 feierte das Musical, welches auf dem gleichnamigen Bestseller von Noah Gordon aus dem Jahr 1986 basiert, Welturaufführung im Schlosstheater Fulda. Mit zwei Millionen Euro ist es die bisher kostspieligste Produktion was auch deutlich zu erkennen ist. Musical1 war dabei und hat die Highlights zusammengefasst.
Einen Roman auf die Bühne zu bringen ist bekanntlich nicht ganz einfach. Ein weltweiter Bestseller erweckt gewisse Erwartungen. Welche Passagen werden hervorgehoben, wo wird gestrichen? Welche Musik wird die bekannte Geschichte um den Londoner Waisenjungen Rob Cole untermalen und wie wird der Erfolgsroman inszeniert.
Altbewährtes hochwertiger umgesetzt
Dem Team von Spotlight Musicals rund um Geschäftsführer Peter Scholz und Komponist Dennis Martin gelingt es das 600 Seiten umfassende Buch schwungvoll, prägnant und kurzweilig auf die Bühne zu bringen. Zeitlich knüpft der Historien-Roman DER MEDICUS, welcher im 11. Jahrhundert spielt, an bisherige Musicals wie BONIFATIUS und DIE PÄPSTIN an. Spotlight bewegt sich hier auf einigermaßen bekanntem Terrain. Doch eine professionelle Weiterentwicklung ist durchaus zu erkennen. Neben den hochkarätigen Hauptdarstellern überzeugt auch das größere Ensemble. Besonders die Choreographien von Kim Duddy sind überraschend, spritzig und modern. Hier war das Niveau im Vergleich zu vorigen Spotlight-Produktionen deutlich höher. Auch im Bühnenbild von Christoph Weyers zeigt sich eine Steigerung. Viele wechselnde Elemente verwandeln die Bühne immer wieder in neue Schauplätze auf der spannenden Reise. Ist es im verarmten London noch sehr dunkel und düster wird es im Laufe der Geschichte immer orientalischer und farbenfroher. Es ist fast schon erstaunlich was auf der kleinen Bühne im Schlosstheater alles machbar ist. Auch die authentischen Kostüme von Ulrike Kremer spiegeln diesen Kontrast deutlich wieder und so wird zum Beispiel im orientalischen Isfahan die Kleidung mit vielen Tücher und reichlich Schmuck ergänzt.
Spannende Reise über alle Grenzen
Rob Cole (Friedrich Rau) erzählt in Schottland rückblickend seinem Sohn Samuel seine Lebens- und Familiengeschichte. London vor über 1000 Jahren: Der Waisenjunge Rob Cole, der beim Tod seiner Mutter erkennt, dass er die Gabe besitzt den nahenden Tod durch Händehalten vorherzusehen, wird von einem fahrenden Bader aufgenommen. Dieser zieht in groß und bildet ihn als Lehrling aus. Doch Rob strebt nach mehr Wissen und hat das Verlangen die Krankheit zu erforschen an der seine Mutter gestorben ist. Sein Ziel ist es Medicus zu werden. Dazu muss er nach Isfahan in Persien reisen, um dort beim Arzt der Ärzte Ibn Sina (Reinhard Brussmann) an der Madrassa zu studieren. Auf seiner langen und beschwerlichen Reise muss er zahlreiche Gefahren und Grenzen überwinden, er muss sich als Jude ausgeben und die Landessprache lernen, denn Christen ist es untersagt an der berühmten Medizinschule zu lernen. Aber er findet auf seiner zwei Jahre dauernden Reise auch seine Traumfrau die Schottin Mary Cullen (Sabrina Weckerlin) und lernt mit Mirdin (Lutz Standop) und Karim (Andreas Wolfram) neue Freunde an der Universität in Isfahan kennen.
Starke Darsteller
Für die Bühnenfassung wurden einige Änderungen im Vergleich zum Roman vorgenommen, um die Handlung zu straffen und die Spannung zu erhöhen. So kommt beispielsweise die Pest im Musical direkt nach Isfahan während sie im Buch einige Tagesreisen vor der Stadt von Rob und seinen Arzt-Freunden gestoppt wird. Friedrich Rau gibt einen sympathischen Rob Cole der mit seiner angenehmen Stimmfarbe für schöne Momente sorgt. An einigen Stellen erinnert er etwas an Robert Louis Stevenson aus DIE SCHATZINSEL, was aber auch auf die Songs von Dennis Martin zurückzuführen ist, der mittlerweile auch seinen typischen Stil gefunden hat. Rau zeigt nachvollziehbar und authentisch den inneren Kampf von Rob. Glaubhaft vermittelt er Robs oberstes Ziel Menschen heilen zu wollen und endlich eine Familie zu finden. Gesanglich und optisch harmoniert er ideal mit Sabrina Weckerlin die mit „Kilmarnock“ und „Ein Arzt in der Familie“ (gemeinsam mit Devi-Amanda Dahm) eindeutig die Ohrwürmer im Stück singen darf, welche sie mit ihrer klaren kräftigen Stimme eindrucksvoll performt. Weckerlin gelingt es das Heimweh und die Trauer der Figur spürbar werden zu lassen. Auch Reinhard Brussmann sorgt für den einen oder anderen Gänsehautmoment mit seiner tiefen warmen Stimme. Er gibt einen fürsorglichen und gütigen Lehrmeister welcher fast väterlich erscheint. Andreas Wolfram überzeugt als Karim, der unerwartet zum Schah wird, zeigt am Ende des ersten Aktes in „Das Herz dieser Stadt“ auch sein tänzerisches Potential und es kommt beinahe ein bisschen Aladdin-Stimmung auf. Beim „Jüdischen Gebet“ von Mirdin blitzt das Können von Lutz Standop auf, leider ist der Song etwas zu kurz geraten.
Gelungenes Historien-Musical mit aktuellem Bezug
Das Gesamtpaket von DER MEDICUS ist sehr stimmig und die Hauptaussage des Romans wird gut transportiert. Optisch ist es eine sehr abwechslungsreiche Reise. Bühne, Kostüme und vor allem die anspruchsvollen Choreographien von Kim Duddy sorgen immer wieder für Überraschungen. Davon überzeugten sich am Premierenabend auch zahlreiche Prominente wie z.B. Thomas Hermanns oder VBW-Intendant Christian Struppeck. Die Musik kommt zwar immer noch vom Band, wurde aber sehr aufwendig von Michael Reed arrangiert. Einige Songs erinnern stark an vorherige Spotlight Musicals, was aber nicht immer ein Nachteil ist. Die arabischen und jüdischen Klänge bringen auch genügend neue Elemente in die Musik von Dennis Martin. Trotz der historischen Thematik hat das Musical viel Aktuelles. Gerade jetzt in Zeiten von Flucht und Krieg sollten Grenzen überwunden werden egal welche Religion oder Staatsangehörigkeit jemand innehat. Wichtiger ist es einander zu helfen, zusammenzustehen und seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Wie im letzten Song des Musicals “Es fühlt sich nach Heimat an” sollte es möglich sein den Menschen auf der Flucht wenigstens zeitweise eine Heimat anzubieten.
Kreativteam:
- Romanvorlage: Noah Gordon
- Musik: Dennis Martin / Marian Lux
- Text: Dennis Martin / Christoph Jilo / Wolfgang Adenberg
- Regie: Holger Hauer
- Bühnenbild: Christoph Weyers
- Kostümbild: Ulrike Kremer
- Choreographie: Kim Duddy
- Orchestratrions Arrangement: Michael Reed / Roy Moore
- Lichtdesign: Pia Virolainen
- Musikalische Leitung: Andreas Pabst
Premierenbesetzung:
- Rob Cole: Friedrich Rau
- Mary Cullen: Sabrina Weckerlin
- Ibn Sina: Reinhard Brussmann
- Karim (Schah): Andreas Wolfram
- Mirdin: Lutz Standop
- Bader / Kandrassa: Sebastian Lohse
- Fara/ Ensemble: Devi-Ananda Dahm
- Mutter/ Ensemble: Dororthea Maria Müller
- Junger Rob/ Samuel: Paula Weber
- Anne Mary: Sophia Rippert
- Claire: Linja Tauber
- Cullen/Bukerel/Großwesir/Ensemble: Léon van Leeuwenberg
- Mrs Bukerel/ Ensemble: Larissa Windegger
- Patientin/ Ensemble: Lucia Isabel Haas Munoz
- Wirtin/ Ensemble: Michelle Tönnies
- Zimmermannsfrau/ Ensemble: Lynsey Reid
- Edelfrau/ Ensemble: Sharon Rupa
- Prostituierte/ Ensemble: Claudia Greco
- Edelfräulein/ Ensemble: Elena Kramer
- Wirt/ Sklavenhändler/ Ensemble: Thomas Christ
- Hassan/ Reiseführer/ Ensemble: Chadi Yakoup
- Abdul/ Ensemble: Salvatore Maione
- Simon/ Ensemble: Peter Knauder
- Gershom/ Ensemble: Farid Halim
- Aaron/ Ensemble: Claus Opitz
- Priester /Ensemble: Denis Edelmann
- Amahl /Ensemble: David Eisinger
- Edelmann/ Ensemble: Michael Beck
- Zimmermann/ Ensemble: Janko Danailow
- Kellnerin/ Extra-Ensemble: Katharina Brehl
- Dirne/ Extra-Ensemble: Kristin Heil
- Arzt/ Extra-Ensemble: Jörg Alt
- Brotverkäufer/ Extra-Ensemble: Torsten Paul
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“Gesanglich und optisch harmoniert er ideal mit Sabrina Weckerlin”
Ich persönlich fand ja, dass sie, wie meist in vergangenen Stücken, wieder einmal versucht ihre Partner, in Grund und Boden zu singen, so dass man den Partner kaum hört. So ging es mir jedenfalls bei meinen zwei Besuchen, einmal mit Friedrich Rau, einmal mit Janko Danailow.