Berufe beim Musical: Wer arbeitet hinter den Kulissen?

Beim Musical oder Theater zu arbeiten, ist für viele junge Menschen ein Traumberuf. Doch nicht jeder bringt das schauspielerische, musikalische und tänzerische Talent mit, um tatsächlich auf der Bühne zu stehen - oder hat überhaupt den Wunsch dazu. Auch hinter den Kulissen einer Musical-Aufführung werden viele Personen kreativ tätig. Wir stellen einige Ausbildungswege vor.

Landestheater Coburg Zuschauerraum
Landestheater Coburg Zuschauerraum © Andrea Kremper

Hinter den Kulissen des Musicals: Die Bühnenbildner

Bühnenbildern kommt einer der vielfältigen Jobs hinter den Kulissen zu. Mit ihren Entwürfen unterstützen sie die Erzählung des Musicals, schaffen die virtuellen Orte, in denen die Handlung stattfindet. Die Ergebnisse könnten nicht unterschiedlicher ausfallen und reichen vom komplett reduzierten Bühnenbild bis hin zur opulenten Ausstattung. Bühnenbildner arbeiten eng mit dem Regisseur zusammen, um dessen Vorstellungen umzusetzen, sowie mit den Kostüm- und Maskenbildnern und den Beleuchtungsmeistern. In vielen kleineren Theatern arbeiten Bühnenbilder gleichzeitig als Kostümbildner.

Bühnenbildner arbeiten frei oder in Festanstellung am Theater. Neben Fantasie, Kreativität und handwerklichem Geschick brauchen Bühnenbildner eine gute Allgemeinbildung, architektonisches Wissen sowie fundiertes Wissen in Kunst- und Kulturgeschichte und Stil- und Materialkunde.

Eine festgeschriebenen Ausbildungsweg zum Beruf des Bühnenbildners gibt es nicht. Empfohlen wird jedoch eine Ausbildung zum Bühnenmaler/Bühnenplastiker, um Grundwissen zu erhalten. Voraussetzung dafür ist ein Realschulabschluss bzw. die Mittlere Reife. Kunstakademien bieten Ausbildungen zum Bühnenbildner an. Das Studium dauert in der Regel 5 Jahre, zuvor ist meist ein Volontariat an einem Theater zu absolvieren, einige Schulen setzen auch eine mindestens einjährige Tätigkeit in einem Malersaal voraus.

Bühnenmaler und Bühnenplastiker

Bühnenmaler und Bühnenplastiker setzen die konzeptionellen Vorgaben des Bühnenbildners malerisch und plastisch um, erstellen also die eigentlichen Kulissen und übernehmen dabei auch planerische und organisatorische Tätigkeiten. Der Bühnenmaler beschäftigt sich vorangig mit dem Malen der Dekorationen, der Bühnenplastiker mit der Erstellung plastischer Arbeiten wie Möbeln, Statuen oder Dekorationselementen, die für die Inszenierung benötigt werden.

Die Ausbildung erfolgt in der Regel im dualen Bildungsweg am Theater bzw. in einer Bühnenmalerwerkstatt sowie der Berufsschule und dauert drei Jahre. Zugangsvoraussetzung ist mindestens ein Hauptschulabschluss. Die Ausbildung ist bundeseinheitlich geregelt und staatlich anerkannt. Sie schließt mit einer Prüfung der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab.

Kostümbildner

Kostümbildner arbeiten mit den Bühnenbildnern eng zusammen; an kleineren Häusern übernimmt der Bühnenbildner auch häufig die Aufgaben des Kostümbildners. Kostümbildner arbeiten frei wie auch fest angestellt. In Abstimmung mit Regisseur, Dramaturg, Maskenbildnern und Bühnenbildnern entwerfen sie die Kostüme und meist auch die Masken, die für ein Musical benötigt werden. Fantasie und Kreativität sind natürlich auch für diesen Beruf Grundvoraussetzung. Darüber hinaus muss ein Kostümbildner gestalterisches Geschick mitbringen und sich in Stil- und Materialkunde sowie der Kunst- und Kulturgeschichte auskennen. Seine Ideen muss er zeichnerisch als Entwürfe zu Papier bringen können.

Da sie dafür verantwortlich sind, die Kosten so gering wie möglich zu halten, werden sie beim Entwickeln ihrer Kostümkreationen kreativ. Leihgaben anderer Häuser sind beispielsweise möglich. Allerdings setzt das eine gute Vernetzung der Kostümbildner untereinander voraus. Ebenso ist auch die genaue Kenntnis des hausinternen Stoff- und Kostümlagers unbedingt notwendig, damit sich hier die passenden Schätze rasch bergen lassen. Stücke aus dem Fundus lassen sich umnähen oder für eine neue Produktion anders kombinieren. Gerade für die Rollen der Statisten wird das in vielen Produktionen genutzt, um die Kosten geringer zu halten. Da es allerdings immer seltener Stellen für festangestellte Kostümbildner gibt, sind ein guter Blick und eine schnelle Orientierungsgabe notwendig. Kostümbilder werden häufig für eine Produktion angestellt und gehören nicht fest zu einem Haus. Das bietet jedem freiberuflichen Kostümbildner jedoch auch die Möglichkeit, sich einen eigenen Stil zu erarbeiten und sich in einem gewissen Rahmen zu spezialisieren.

Erwartungen und Ausbildung als Kostümbildner

Vom Kostümbildner wird auf der einen Seite innovatives Design erwartet. Zugleich sollen in seinem Bereich möglichst geringe Kosten anfallen. Zudem sollte er über gute zwischenmenschliche Fähigkeiten verfügen, denn er muss sich sowohl mit dem Bühnenbildner, dem Regisseur als auch dem Maskenbildner austauschen. Teamfähigkeit und Fingerspitzengefühl sind in diesem Musical Beruf – wie bei den meisten Berufen hinter der Bühne – ein unbedingtes Muss. Eine Produktion wirkt nur dann wie aus einem Guss, wenn alle daran Beteiligten regelmäßig ihre Visionen miteinander abgleichen.

Die Ausbildung für diesen Musical Beruf erfolgt über ein Studium an einer Fachklasse für Bühnen- und Kostümbildner oder an einer Schule für Kostümgestalter. Sie dauert in der Regel 4 bis 5 Jahre.

Maskenbildner

Genau wie das Bühnenbild und die Kostüme lässt auch das Maskenbild die Zuschauer tiefer in die Geschichte eines Musicals eintauchen. Maskenbildner schminken die Darsteller für die Aufführung und sind zudem häufig für den Entwurf und die Anfertigung von Perücken, Haarteilen, Gesichts- und Körperbehaarung, Gesichts- und Körperprothesen sowie für flexible und starre Masken verantwortlich. Die Tätigkeiten umfassen alle Aufgaben vom ersten Entwurf der Maske über das Erstellen bis hin zum Schminken. In größeren Produktionen bzw. Theatern kann das eigentliche Schminken auch von Kosmetikern übernommen werden, vom Maskenbildner überwacht. Maskenbildner kalkulieren zudem die anfallenden Kosten für die Masken.

Neben künstlerischer Begabung und Kreativität sollten Maskenbildner auch Fingerspitzengefühl im Umgang mit den zu schminkenden Künstlern mitbringen. Eine Vorausbildung zum Friseur oder Kosmetiker ist keine Voraussetzung, wird aber gern gesehen. Die staatlich anerkannte Ausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt und schließt mit einer Prüfung der IHK ab. Sie dauert drei Jahre und verbindet die betriebliche Ausbildung mit dem Berufsschulunterricht. Auszubildende arbeiten zumeist in der Maskenabteilung am Theater, möglich sind aber auch Engagements beim Film, bei Foto- oder Showproduktionen.

Requisiteur

Requisiteure arbeiten im Theater im Bereich der Ausstattung, in enger Abstimmung mit den Bühnenbildnern sowie den Produktionsleitern. Sie sind verantwortlich für die Erstellung einer Requisitenliste und für die Organisation aller Gegenstände, die auf der Bühne benötigt werden, aber kein eigentlicher Teil des Bühnen- oder Kostümbilds sind. Requisiteure beschaffen diese Gegenstände, nehmen sie ins Inventar auf, lagern sie und geben sie zur Inszenierung aus. Darüber hinaus müssen Requisiteure auch in der Lage sein, gewisse Requisiten selbst herzustellen, brauchen neben organisatorischem also auch handwerkliches Geschick. In ihrer Verantwortung liegt zudem die Instandhaltung, Pflege und Reparatur von Requisiten.

Die Ausbildung zum Requisiteur ist nicht einheitlich geregelt. Eine Ausbildung in einem artverwandten Beruf ist empfehlenswert. Requisiteure können anschließend einen staatlich anerkannten Abschluss zum “Geprüften Requisiteur” von der IHK erhalten. Dafür muss mindestens eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

  • erfolgreicher Abschluss eines anerkannten Ausbildungsberufes und zweijährige Berufspraxis;
  • mindestens fünfjährige Berufspraxis in einem artverwandten Beruf wie etwa Raumausstatter oder Polsterer;
  • vergleichbarer Nachweis der notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten.

Choreograf

Eine wichtige Rolle in jeder Musicalinszenierung hat der Choreograf. Er entwirft die gemeinsamen Bewegungsabläufe auf der Bühne und arbeitet mit den Hauptdarstellern auch an den Bewegungsmustern der tragenden Charaktere. Zunächst muss er sich in den Stoff einarbeiten und das Drehbuch oder die entsprechende Vorlage genau studieren. Hierbei entstehen bereits die ersten Skizzen für Bewegungsabläufe und Tanzszenen, die im Musical an vielen Stellen entscheidend sind. Durch intensive Arbeit mit den Tänzern und Darstellern probiert der Choreograf in dieser Phase unterschiedliche Abläufe aus, bis es für ihn passt.

Er arbeitet hierbei eng mit den Musikern, dem Dirigenten, dem Korrepetitor und dem Bühnenbildner zusammen. Schließlich muss am Ende die Choreografie auch mit dem entworfenen Bühnenbild zusammenpassen. Ebenso müssen die Vision des Regisseurs und des Choreografen übereinstimmen und diese Beiden im Vorfeld der Inszenierung in einen regen Austausch miteinander gehen. Legt der Regisseur eine Rolle ganz anders aus als der Choreograf wird das Bild unstimmig. Die feinen Nuancen einer Inszenierung profitieren von diesen Abstimmungen während der Produktion des Stückes.

Alles aufeinander abstimmen

Gerade bei Inszenierungen mit einer anspruchsvollen Choreografie muss der Choreograf frühzeitig mit dem Kostümbildner, dem Beleuchter sowie den Tontechnikern sprechen. Denn die Kostüme müssen den Charakteren ihre Bewegungsabläufe ermöglichen und entsprechend strapazierbar sein. Und was nützt die aufregendste Bewegung, wenn sie außerhalb der Beleuchtung auf der Bühne stattfindet? Bei einer Musicalinszenierung ist es zudem entscheidend, dass die Darsteller bei allen ausgefallenen Bewegungen gut zu hören sind. Vielleicht gibt es auch besondere Herausforderungen, für die individuelle Lösungen entwickelt werden müssen. Manches Mal kann das ein spezielles Training für die Künstler sein und ein anderes Mal ist es vielleicht eine technische Lösung. Aus diesen Gründen müssen die verschiedenen Gewerke intensiv zusammenarbeiten, damit am Ende jeder seinen Job bestmöglich ausführen kann.

Voraussetzungen für den Musical Beruf des Choreografen

Eine hilfreiche Voraussetzung um als Choreograf erfolgreich zu sein, ist eigene tänzerische Erfahrung. Wer selbst ein trainierter Tänzer ist, kann Bewegungsabläufe ausprobieren und das ganze Spektrum der möglichen Bewegungen ausloten. Fantasie, Kreativität und eine gute Vorstellungsgabe sind bei diesem besonderen Beruf ebenfalls wichtig. Auch ein musikalisches Gefühl hilft beim Ausarbeiten von Choreografien für eine Musicalinszenierung. Da der Choreograf sowohl mit einzelnen Darstellern als auch mit größeren Gruppen effektiv arbeiten muss, sind Führungsqualitäten und Einfühlungsvermögen für diesen Beruf wichtig. Denn auch der Stress der Darsteller landet rasch beim Choreografen, der diesen ausgleichen muss und selbst im besten Fall die Ruhe bewahrt.

Ausbildung zum Choreografen

Es gibt sowohl Studiengänge als auch Ausbildungen zu Choreografie, Tanz oder Musiktheater. In allen Choreografieausbildungen liegt der Schwerpunkt auf dem Körper als Mittel zum Ausdruck. Bei den theoretischen Kenntnissen erhalten die Auszubildenden und Studierenden neben Raum- und Bewegungslehre einen Einblick in Theaterpädagogik, Musik- und Tanzgeschichte und Techniken zur Komposition. Auch Dramaturgie und Produktionsbedingungen sind Bestandteile des Theorieunterrichts. Eine wichtige Voraussetzung ist oft bereits eine mehrjährige Bühnenerfahrung.

Teamgefühl als entscheidender Faktor hinter der Bühne

Für den Erfolg jeder Musicalinszenierung ist es entscheidend, dass sich die unterschiedlichen Gruppen als ein Team fühlen. Egal, in welchem Musical Beruf jemand hinter der Bühne eingesetzt ist – ohne grundsätzliche Teamfähigkeit funktioniert das nicht. Die verschiedenen Gewerke arbeiten bei jeder Inszenierung Hand in Hand und müssen gerade im Entwicklungsprozess einer Inszenierung viel miteinander kommunizieren. Nur so lassen sie perfekt aufeinander abstimmen, damit am Ende die gesamte Darstellung den Zuschauer in eine verzauberte Welt entführt.

Autor: S. Gerdesmeier